E-A-T Framework: Warum Expertise bei Google zählt
Als ich 2022 meine ersten Artikel über SEO schrieb, war ich verwirrt: Manche gut recherchierte Texte rankten ausgezeichnet, während andere - trotz perfekter Keywords - auf Seite 5 verschwanden. Dann stieß ich auf Googles E-A-T Framework, und plötzlich ergab alles Sinn.
Was ist E-A-T?
E-A-T steht für Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness - vier Qualitätskriterien, nach denen Google den Wert von Inhalten bewertet. Seit dem Google Helpful Content Update 2022 wurde “Experience” als vierte Säule hinzugefügt, vorher war es nur E-A-T.
Die vier Säulen im Überblick:
1. Experience (Erfahrung)
Definition: Hat der Autor tatsächliche, praktische Erfahrung mit dem Thema?
Google möchte erkennen, ob Sie aus erster Hand sprechen oder nur Informationen zusammentragen. Ein Produktreview ist wertvoller, wenn klar wird, dass Sie das Produkt tatsächlich verwendet haben.
Beispiel aus meiner Praxis:
Als ich über Core Web Vitals schrieb, fügte ich Screenshots meiner eigenen Lighthouse-Tests ein, teilte konkrete Zahlen meiner Optimierungen (LCP von 4.2s auf 1.8s) und beschrieb die Herausforderungen, auf die ich stieß. Das ist Experience.
2. Expertise (Fachkompetenz)
Definition: Hat der Autor relevante Qualifikationen oder nachweisbare Fachkenntnis?
Expertise kann formell sein (Ausbildung, Zertifikate) oder informell (jahrelange Praxis, anerkannte Publikationen). Je nach Thema unterscheiden sich die Anforderungen:
- Medizinische Themen: Formelle Qualifikation essentiell
- Handwerkliche Anleitungen: Praktische Erfahrung zählt mehr
- Persönliche Erfahrungsberichte: Authentizität ist wichtig
Meine Herangehensweise:
Ich zeige meine Expertise durch detaillierte Case Studies, Screencasts meiner Analysen und spezifische Daten aus echten Projekten. Niemand verlangt ein SEO-Diplom - aber ich muss beweisen, dass ich weiß, wovon ich spreche.
3. Authoritativeness (Autorität)
Definition: Wird der Autor oder die Website in der Branche als Referenz anerkannt?
Autorität entsteht durch:
- Backlinks von etablierten Seiten
- Erwähnungen in Fachmedien
- Gastbeiträge auf renommierten Plattformen
- Social Proof (Follower, Engagement, Zitate)
Realistische Einschätzung:
Als Einzelperson konkurriere ich nicht mit Search Engine Land oder Moz. Aber in meiner Nische - SEO für Selbstständige und kleine Unternehmen - kann ich durch kontinuierliche Qualität und echten Mehrwert Autorität aufbauen.
4. Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit)
Definition: Kann man der Website und ihren Informationen vertrauen?
Vertrauen schaffen Sie durch:
- Vollständiges Impressum und Datenschutzerklärung
- Transparente Autorenprofile
- Quellenangaben und Verlinkungen
- HTTPS-Verschlüsselung
- Aktualität der Inhalte
- Umgang mit Fehlern (Korrekturen kennzeichnen)
Praktisches Beispiel:
Auf meiner Website finden Sie mein vollständiges Profil mit echtem Foto, Kontaktdaten und meiner SEO-Story. Jeder Artikel hat ein Veröffentlichungs- und Update-Datum. Ich verlinke auf offizielle Google-Quellen. Das sind Trust-Signale.
Warum E-A-T entscheidend ist
Google verwendet E-A-T besonders streng bei YMYL-Themen (Your Money or Your Life):
- Finanzberatung
- Medizinische Informationen
- Rechtliche Themen
- Nachrichten und Politik
- Sicherheitsrelevante Inhalte
Ein schlecht recherchierter Artikel über “Die 10 besten Laufschuhe” ist ärgerlich. Ein falscher Artikel über “Hausmittel gegen Diabetes” ist gefährlich. Deshalb gewichtet Google E-A-T bei YMYL-Content besonders stark.
Konkret bedeutet das:
Auch perfekt optimierte Artikel mit idealer Keyword-Dichte ranken nicht, wenn Google dem Autor oder der Website nicht vertraut. Im AI-Zeitalter wird E-A-T sogar wichtiger, weil jeder massenweise generische Inhalte produzieren kann.
Wie Google E-A-T bewertet
Google sagt offiziell: “E-A-T ist kein direkter Ranking-Faktor.” Trotzdem fließt es indirekt in die Bewertung ein:
1. Quality Rater Guidelines
Google beschäftigt tausende menschliche Quality Rater, die Suchergebnisse nach den Search Quality Rater Guidelines bewerten. E-A-T ist dort ein Kernkonzept. Die Bewertungen fließen in das Training der Algorithmen ein.
2. Natürliche Sprachverarbeitung (NLP)
Googles BERT- und MUM-Algorithmen analysieren:
- Schreibstil und Tiefe
- Verwendung von Fachbegriffen
- Strukturierung und Argumentation
- Differenziertheit der Darstellung
Ein Artikel, der nur oberflächlich informiert, wird von einem erkenntlich, der Nuancen erklärt und verschiedene Perspektiven beleuchtet.
3. Externe Signale
- Backlinks: Wer verlinkt auf Sie? Autoritäten in Ihrer Nische?
- Erwähnungen: Wird Ihr Name ohne Link genannt (Brand Mentions)?
- Reviews: Was sagen andere über Ihre Arbeit?
- Verweildauer: Lesen Nutzer Ihre Inhalte komplett oder springen sie ab?
12 praktische Tipps zur Verbesserung Ihrer E-A-T-Signale
Experience zeigen
1. Fügen Sie persönliche Anekdoten hinzu
Statt: “Keywords sind wichtig für SEO.”
Besser: “Als ich 2022 meinen ersten Artikel schrieb, stuffte ich ‘SEO Wien’ 23 Mal in 800 Wörter. Google Rankings? Null. Dann lernte ich…”
2. Teilen Sie konkrete Daten
- Screenshots Ihrer Analytics
- Vorher-Nachher-Vergleiche
- Spezifische Zahlen (nicht “viel besser”, sondern “von 200 auf 1.400 Besucher/Monat”)
3. Dokumentieren Sie Ihre Lernreise
Fehler sind wertvoll. Ich schreibe offen über Optimierungen, die nicht funktionierten. Das zeigt Authentizität.
Expertise aufbauen
4. Erstellen Sie ein ausführliches Autorenprofil
Zeigen Sie:
- Ihre Qualifikationen (formal oder informell)
- Relevante Projekte
- Publikationen oder Gastbeiträge
- Social Media Profile
Beispiel: Meine Über-mich-Seite zeigt meinen Werdegang, verlinkt auf meine Case Studies und erklärt, warum ich mich auf SEO für KMU spezialisiert habe.
5. Verlinken Sie auf Ihre besten Inhalte
In jedem Artikel: 3-5 interne Links zu verwandten, tiefgehenden Artikeln. Das zeigt thematische Breite und Tiefe.
6. Nutzen Sie Quellenangaben
Zitieren Sie offizielle Quellen:
- Google Search Central Blog
- Studien (mit Link)
- Anerkannte Branchenexperten
Authoritativeness stärken
7. Gastbeiträge schreiben
Publizieren Sie auf etablierten Plattformen in Ihrer Nische. Jeder Gastbeitrag ist ein Vertrauensvotum.
8. Bauen Sie Backlinks auf
Nicht durch Spam, sondern durch:
- Herausragende Inhalte (Linkable Assets)
- Originäre Studien oder Datenanalysen
- Infografiken
- Tools oder Templates
Mehr dazu: SEO Fehler vermeiden
9. Werden Sie in Ihrem Bereich sichtbar
- Kommentieren Sie in Fachforen (konstruktiv!)
- Antworten Sie auf Fragen in LinkedIn-Gruppen
- Sprechen Sie auf Meetups oder Webinaren
- Bauen Sie eine Newsletter-Community auf
Trustworthiness sicherstellen
10. Transparenz schaffen
- Vollständiges Impressum (in Deutschland Pflicht)
- Datenschutzerklärung (DSGVO-konform)
- Kontaktmöglichkeiten (Formular, E-Mail, optional Telefon)
- Offenlegung von Affiliate-Links oder Sponsorings
11. Halten Sie Inhalte aktuell
Überarbeiten Sie regelmäßig wichtige Artikel:
- Fügen Sie aktuelle Daten hinzu
- Aktualisieren Sie Screenshots
- Kennzeichnen Sie das Update-Datum
Ich überprüfe meine Top-10-Artikel alle 6 Monate und aktualisiere bei Bedarf.
12. HTTPS und technische Sicherheit
Selbstverständlich, aber wichtig:
- SSL-Zertifikat (HTTPS)
- Schnelle Ladezeiten (Core Web Vitals)
- Mobile-freundliches Design
- Keine irreführenden Pop-ups
E-A-T in der Praxis: Case Study
Im März 2024 überarbeitete ich meinen Artikel über Mobile-First Indexing. Die ursprüngliche Version war 600 Wörter lang, generisch und ohne persönliche Note.
Was ich änderte:
- Erweitert auf 1.500 Wörter mit spezifischen Anleitungen
- Eingefügt: Screenshots meines eigenen Mobile-Tests
- Hinzugefügt: Anekdote über einen mobilen Bug, der mich 300 Besucher/Tag kostete
- Verlinkt auf offizielle Google-Dokumentation
- Eingefügt: Autorenbox mit meinem Profil
- Aktualisiert: Datum prominent angezeigt
Resultat:
Nach 6 Wochen: Position 8 → Position 3 für “mobile-first indexing erklärt”
Organischer Traffic zu diesem Artikel: +240%
Das ist E-A-T in Aktion.
E-A-T vs. AI-Content
Seit ChatGPT können wir alle in Minuten generische Artikel produzieren. Warum sollte Google KI-Content ranken, wenn er keine echte Erfahrung widerspiegelt?
Googles Position:
“Wir belohnen qualitativ hochwertige Inhalte, unabhängig davon, wie sie erstellt wurden.”
Die Realität:
Rein AI-generierte Texte ohne menschliche Expertise, Erfahrung und Perspektive werden es schwer haben. Aber: AI als Werkzeug für Recherche, Gliederung und Formulierungshilfe ist völlig legitim - solange Sie Ihre Expertise und Erfahrung einbringen.
Mehr dazu: Content Audit durchführen
E-A-T Checkliste für Ihre Website
Prüfen Sie Ihre Website anhand dieser Fragen:
Experience:
- Zeigen meine Inhalte praktische, eigene Erfahrung?
- Teile ich konkrete Beispiele und Daten aus meiner Praxis?
- Ist erkennbar, dass ich das Thema selbst erlebt/getestet habe?
Expertise:
- Habe ich ein ausführliches Autorenprofil?
- Sind meine Qualifikationen oder Erfahrungen sichtbar?
- Demonstrieren meine Inhalte tiefes Verständnis?
- Nutze ich korrekte Fachbegriffe?
Authoritativeness:
- Gibt es Backlinks von etablierten Seiten?
- Werde ich in meiner Nische erwähnt?
- Habe ich Gastbeiträge oder Kooperationen?
- Baue ich Social Proof auf (Testimonials, Community)?
Trustworthiness:
- Ist mein Impressum vollständig?
- Habe ich eine DSGVO-konforme Datenschutzerklärung?
- Nutze ich HTTPS?
- Sind meine Inhalte aktuell (Update-Daten sichtbar)?
- Verlinke ich auf vertrauenswürdige Quellen?
- Kennzeichne ich Werbung transparent?
Häufige E-A-T-Fehler
Fehler 1: Keine Autoreninformation
“Von Admin” oder gar keine Autorenangabe sendet negative Signale. Jeder Artikel sollte einem echten Menschen zugeordnet sein.
Fehler 2: Veraltete Inhalte
Ein Artikel von 2019 ohne Update-Hinweis erweckt Misstrauen, besonders bei schnelllebigen Themen wie SEO.
Fehler 3: Keine Quellenangaben
Behauptungen ohne Belege (“95% aller Marketer nutzen…”) wirken unseriös, wenn keine Studie verlinkt ist.
Fehler 4: Zu werblich
Wenn jeder zweite Absatz ein Produkt anpreist, sinkt die Vertrauenswürdigkeit. Informative Inhalte first, Monetarisierung second.
Fehler 5: Generische Texte
AI-generierte Standardtexte ohne persönliche Note oder Tiefe werden als Low-Quality erkannt.
Fazit: E-A-T ist kein Sprint
E-A-T verbessern Sie nicht über Nacht. Es ist ein kontinuierlicher Prozess:
- Kurzfristig (1-3 Monate): Technische Trust-Signale setzen (HTTPS, Impressum, Autorenprofile)
- Mittelfristig (3-12 Monate): Hochwertige Inhalte mit persönlicher Expertise erstellen
- Langfristig (1-3 Jahre): Autorität durch Backlinks, Erwähnungen und Community aufbauen
Mein Weg begann 2022 mit generischen Texten. Heute habe ich 15 ausführliche Artikel mit persönlichen Insights, ein vollständiges Profil, Gastbeiträge auf zwei Fachblogs und 40+ hochwertige Backlinks. Meine Rankings haben sich verdoppelt - nicht durch Tricks, sondern durch echte Expertise.
Nächste Schritte:
- Überarbeiten Sie Ihre Autorenprofile auf der Über-mich-Seite
- Fügen Sie persönliche Erfahrungen in Ihre Artikel ein
- Aktualisieren Sie Ihre wichtigsten Inhalte
- Bauen Sie systematisch Trust-Signale auf
SEO ist kein Algorithmus-Hack. Es ist der Aufbau von Vertrauen - bei Google und bei Ihren Lesern.
Über die Autorin:
Lisa Bergmann ist SEO Consultant mit Fokus auf kleine Unternehmen und Selbstständige. Seit 2022 optimiert sie Websites für organische Sichtbarkeit und teilt ihr Wissen auf SEO Entdeckerin. Mehr über Lisa
Letzte Aktualisierung: 15. November 2025