Content Audit: So analysieren Sie Ihre Inhalte systematisch

ContentStrategieContent Marketing
Titelbild für "Content Audit: So analysieren Sie Ihre Inhalte systematisch"

Letzten Sommer stand ich vor einem Problem: Unser Blog hatte 87 Artikel, aber nur eine Handvoll brachte wirklich Traffic. Welche sollten wir aktualisieren? Welche löschen? Wo investieren wir unsere Zeit? Ein Content Audit gab mir die Antworten – und verdoppelte unseren organischen Traffic in 4 Monaten.

Ein Content Audit ist wie ein Gesundheitscheck für Ihre Website. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie systematisch alle Ihre Inhalte analysieren, Potenziale erkennen und konkrete Verbesserungen ableiten.

Was ist ein Content Audit?

Ein Content Audit ist eine systematische Bestandsaufnahme aller Inhalte Ihrer Website. Sie dokumentieren jede einzelne Seite und bewerten sie nach verschiedenen Kriterien:

  • Performance: Wie viel Traffic bekommt die Seite?
  • Qualität: Ist der Content noch aktuell und relevant?
  • SEO: Rankt die Seite für wichtige Keywords?
  • Conversion: Erreicht die Seite ihre Ziele?

Das Resultat: Eine klare To-Do-Liste mit priorisierten Maßnahmen.

Warum Content Audits so wichtig sind

1. Content-Bloat vermeiden

Viele Websites leiden unter “Content-Bloat”: Hunderte Seiten, die niemand liest, die nicht ranken, die vielleicht sogar schaden.

Meine Erkenntnis: 20% unserer Inhalte generierten 80% des Traffics. Die anderen 80% waren totes Gewicht.

2. Veraltete Inhalte aktualisieren

Ein Artikel über “SEO Trends 2021” in 2024? Ein Produkt, das längst ausverkauft ist? Veraltete Inhalte schaden Ihrer Glaubwürdigkeit.

3. Kannibalisierung erkennen

Wenn Sie 5 Artikel über “Laufschuhe kaufen” haben, konkurrieren sie gegeneinander. Ein Content Audit zeigt diese Überschneidungen.

4. Content-Gaps finden

Welche Themen fehlen noch? Ein systematischer Audit zeigt Lücken in Ihrer Content-Strategie.

5. ROI maximieren

Zeit ist begrenzt. Ein Audit zeigt Ihnen, wo Updates den größten Impact haben.

Wann sollten Sie einen Content Audit durchführen?

Regelmäßig:

  • Mindestens 1x pro Jahr für Websites mit <100 Seiten
  • Alle 6 Monate für Websites mit >100 Seiten
  • Quartalsweise für große Content-Sites (>500 Seiten)

Bei speziellen Anlässen:

  • Nach einem Google Update (Traffic-Einbruch?)
  • Vor einem Website-Relaunch
  • Bei Strategie-Wechsel (z.B. neue Zielgruppe)
  • Nach Übernahme einer Website
  • Wenn Traffic stagniert trotz neuer Inhalte

Content Audit Schritt für Schritt

Schritt 1: Content-Inventar erstellen (1-2 Stunden)

Erstellen Sie eine vollständige Liste aller URLs Ihrer Website.

Methode A: Google Search Console

  1. Öffnen Sie GSC
  2. Gehen Sie zu “Leistung”
  3. Scrollen Sie runter zur Tabelle
  4. Wechseln Sie auf “Seiten” statt “Abfragen”
  5. Exportieren Sie die Daten (max. 1.000 Zeilen)

Methode B: Screaming Frog

  1. Laden Sie Screaming Frog herunter (kostenlos bis 500 URLs)
  2. Geben Sie Ihre Domain ein
  3. Klicken Sie “Start”
  4. Exportieren Sie alle URLs

Methode C: Sitemap Wenn Sie eine XML-Sitemap haben, können Sie diese als Basis nutzen.

Meine Empfehlung: Screaming Frog für technische Details + GSC für Performance-Daten kombinieren.

Schritt 2: Daten sammeln (2-3 Stunden)

Erstellen Sie ein Google Sheet mit folgenden Spalten:

Basis-Informationen:

  • URL
  • Titel
  • Meta Description
  • Wortanzahl
  • Veröffentlichungsdatum
  • Letztes Update

Performance-Daten (aus GSC):

  • Impressions (letzte 12 Monate)
  • Klicks (letzte 12 Monate)
  • CTR
  • Durchschnittliche Position
  • Top Keyword

Engagement-Daten (aus GA4):

  • Sitzungen
  • Durchschnittliche Verweildauer
  • Absprungrate
  • Conversions (falls messbar)

SEO-Daten:

  • Primäres Keyword
  • Ranking-Position
  • Backlinks (aus Ahrefs/Ubersuggest/kostenlosen Tools)
  • Indexierungsstatus

Das klingt nach viel Arbeit? Ist es auch – aber nur einmal! Und die Erkenntnisse sind Gold wert.

Schritt 3: Qualitative Bewertung (3-5 Stunden)

Jetzt kommt die manuelle Arbeit: Bewerten Sie jeden Inhalt nach Qualität.

Meine Kriterien:

Content-Qualität (1-5 Sterne):

  • Ist der Inhalt noch aktuell?
  • Ist er umfassend genug?
  • Ist er besser oder schlechter als die Konkurrenz?
  • Gibt es Rechtschreib-/Grammatikfehler?
  • Sind Bilder/Grafiken vorhanden und relevant?

Content-Relevanz (1-5 Sterne):

  • Passt er zur aktuellen Strategie?
  • Interessiert er unsere Zielgruppe?
  • Unterstützt er unsere Business-Ziele?

SEO-Optimierung (1-5 Sterne):

  • Ist das Keyword im Titel?
  • Gibt es eine gute Meta Description?
  • Ist die H1-H2-H3 Struktur logisch?
  • Sind Alt-Texte bei Bildern vorhanden?
  • Gibt es interne Links?

Tipp: Sie müssen nicht jeden Artikel im Detail lesen. Überfliegen Sie, checken Sie die Basics, verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl.

Schritt 4: Kategorisierung (1-2 Stunden)

Ordnen Sie jede Seite einer Kategorie zu:

KEEP (Behalten):

  • Hohe Performance
  • Gute Qualität
  • Relevant

→ Keine Aktion nötig (oder nur kleine Optimierungen)

UPDATE (Aktualisieren):

  • Veraltete Informationen
  • Mittlere Performance, aber Potenzial
  • Content-Länge zu kurz
  • SEO-Schwächen

→ Überarbeiten und republishen

MERGE (Zusammenführen):

  • Mehrere Artikel zum gleichen Thema
  • Sehr ähnliche Keywords
  • Kannibalisierung erkennbar

→ Zu einem starken Artikel kombinieren

DELETE (Löschen):

  • Null Traffic seit Monaten
  • Nicht mehr relevant
  • Sehr schlechte Qualität
  • Duplicate Content

→ Löschen oder auf noindex setzen

REWRITE (Neu schreiben):

  • Thema wichtig, aber Content sehr schwach
  • Komplett veraltet
  • Neue Strategie erfordert anderen Ansatz

→ Von Grund auf neu erstellen

Schritt 5: Priorisierung (1 Stunde)

Sie haben jetzt vielleicht 50 Artikel zum Aktualisieren. Wo fangen Sie an?

Meine Priorisierungs-Matrix:

Quick Wins (Priorität 1):

  • Seiten auf Position 4-10 (eine Seite vom ersten Platz entfernt!)
  • Hohe Impressions, niedrige CTR (besserer Titel = sofortiger Traffic-Boost)
  • Gute Qualität, nur kleine Updates nötig

High Impact (Priorität 2):

  • Seiten zu wichtigen Keywords für Ihr Business
  • Hohe Performance, aber veraltete Inhalte
  • Seiten mit vielen Backlinks

Medium Impact (Priorität 3):

  • Seiten mit mittlerem Traffic-Potenzial
  • Themen relevant, aber nicht geschäftskritisch

Low Impact (Priorität 4):

  • Nischen-Themen
  • Niedrige Suchvolumina
  • Experimentelle Inhalte

Schritt 6: Action Plan erstellen (1 Stunde)

Erstellen Sie eine konkrete To-Do-Liste:

Beispiel aus meinem letzten Audit:

URLAktionPrioritätAufwandDeadline
/blog/laufschuhe-anfaengerUPDATE12hKW 45
/blog/marathon-training-2020REWRITE14hKW 46
/blog/schuhe-test-teil-1MERGE23hKW 47
/blog/alte-produktseiteDELETE310minKW 45

Tipp: Planen Sie realistisch! Lieber 2-3 hochwertige Updates pro Monat als 20 halbherzige.

Tools für Ihren Content Audit

Kostenlose Tools

Google Search Console:

  • Traffic-Daten pro URL
  • Top Keywords
  • CTR und Position
  • Indexierungsprobleme

Google Analytics 4:

  • Engagement-Metriken
  • Conversion-Daten
  • User Flow
  • Absprungraten

Screaming Frog (Free Version):

  • Bis 500 URLs crawlen
  • Technische SEO-Daten
  • Titel, Descriptions, Wortanzahl
  • Broken Links

Google Sheets:

  • Für Ihre Audit-Tabelle
  • Kostenlos, kollaborativ
  • Pivot-Tabellen für Analyse

Bezahlte Tools (optional)

Ahrefs/SEMrush:

  • Keyword-Rankings
  • Backlink-Daten
  • Konkurrenz-Analyse
  • Content-Gap-Analyse

ContentKing/Sitebulb:

  • Automatische Content-Audits
  • Change-Tracking
  • Detaillierte SEO-Reports

Mein Setup: GSC + GA4 + Screaming Frog (kostenlos) reichen für 90% aller Audits!

Häufige Erkenntnisse aus Content Audits

Erkenntnis 1: Die 80/20-Regel gilt fast immer

In jedem Audit, das ich durchgeführt habe: Eine kleine Anzahl von Seiten generiert den Großteil des Traffics.

Aktion: Fokussieren Sie sich auf diese Top-Performer. Ein 10% besserer Top-Artikel bringt mehr als 10 neue Low-Traffic-Artikel.

Erkenntnis 2: Veraltete Datumsangaben töten CTR

“Die besten Laufschuhe 2020” – würden Sie 2024 darauf klicken? Nein.

Aktion: Aktualisieren Sie Titel UND Inhalt jährlich. Ändern Sie das Datum. Google belohnt Freshness.

Erkenntnis 3: Kurzer Content kann genug sein

Nicht jeder Artikel muss 2.000 Worte haben. Unsere erfolgreichste Seite? Eine 400-Wort FAQ-Seite.

Aktion: Länge folgt aus Zweck. Manchmal ist kürzer besser.

Erkenntnis 4: Interne Verlinkung ist unteroptimiert

Die meisten Websites verlinken zufällig. Dabei ist interne Verlinkung einer der stärksten SEO-Hebel.

Aktion: Identifizieren Sie Ihre wichtigsten Seiten. Stellen Sie sicher, dass sie von vielen anderen Seiten verlinkt werden.

Erkenntnis 5: Zu viele Seiten ohne Traffic

Es ist schmerzhaft, aber wahr: Viele Seiten bringen null Traffic und werden es auch nie.

Aktion: Löschen Sie mutig. Oder kombinieren Sie 5 schwache Artikel zu einem starken.

Was tun mit den Audit-Ergebnissen?

UPDATE: So gehe ich vor

  1. Öffnen Sie den alten Artikel
  2. Lesen Sie ihn komplett durch – wo ist er schwach?
  3. Checken Sie die Top 3 Konkurrenten – was haben die, was Ihnen fehlt?
  4. Aktualisieren Sie veraltete Daten/Beispiele
  5. Ergänzen Sie fehlende Informationen
  6. Verbessern Sie Titel + Meta Description (wenn nötig)
  7. Fügen Sie Bilder/Grafiken hinzu (wenn sinnvoll)
  8. Optimieren Sie interne Links (zu und von diesem Artikel)
  9. Ändern Sie das “Zuletzt aktualisiert”-Datum
  10. Republishen und in GSC zur Neuindexierung einreichen

Zeitaufwand: 1-3 Stunden pro Artikel, je nach Umfang.

MERGE: So kombiniere ich Artikel

Beispiel: Ich hatte drei Artikel:

  • “Laufschuhe für Anfänger”
  • “Wie wähle ich Laufschuhe”
  • “Laufschuh-Kaufberatung”

Alle rankten mittelmäßig, alle hatten Keyword-Kannibalisierung.

Meine Aktion:

  1. Bester Artikel als Basis nehmen
  2. Beste Abschnitte der anderen beiden hinzufügen
  3. Redundanzen entfernen
  4. Neu strukturieren (bessere H2/H3-Gliederung)
  5. Die beiden schwächeren Artikel löschen
  6. 301-Redirects zur neuen Hauptseite einrichten

Resultat: Statt 3x Position 12-15 → 1x Position 4. Traffic verdreifacht!

DELETE: Wann ich wirklich lösche

Löschen ist schwer – man hat ja Arbeit reingesteckt! Aber manchmal ist es die richtige Entscheidung.

Ich lösche, wenn:

  • 0 Traffic in den letzten 12 Monaten
  • Thema komplett irrelevant geworden
  • Qualität so schlecht, dass Update nicht lohnt
  • Duplicate Content (und es gibt eine bessere Version)

Wichtig: Immer 301-Redirects einrichten! Zur Startseite, zu verwandten Artikeln, oder zur Kategorieseite.

Alternative zum Löschen: Auf “noindex” setzen. Die Seite bleibt erreichbar (falls jemand direkt verlinkt), aber Google ignoriert sie.

Content Audit für verschiedene Website-Typen

E-Commerce / Online-Shop

Fokus:

  • Produktseiten (sind alle Produkte noch verfügbar?)
  • Kategoriebeschreibungen (unique Content?)
  • Blog-Artikel (für informationale Keywords)

Besonderheit: Saisonalität beachten! Winterjacken haben im Sommer null Traffic – das ist normal.

Blog / Content-Site

Fokus:

  • Evergreen Content (zeitlose Themen regelmäßig updaten)
  • News/Trend-Artikel (nach 6 Monaten meist tot → löschen oder noindex)
  • Cornerstone Content (Ihre besten, umfassendsten Artikel)

Besonderheit: Content-Cluster-Struktur optimieren.

Service-Website / Dienstleister

Fokus:

  • Service-Seiten (klare Conversion-Ziele)
  • Lokale Landingpages (für Local SEO)
  • Case Studies / Portfolio

Besonderheit: Conversion-Tracking ist wichtiger als Traffic!

Corporate Website

Fokus:

  • Produktinformationen (aktuell und vollständig?)
  • News/Pressemitteilungen (ältere archivieren oder löschen)
  • Über-uns-Seiten (Teamfotos aktuell? Auszeichnungen ergänzt?)

Messung des Audit-Erfolgs

Nach Updates sollten Sie Verbesserungen sehen:

Traffic:

  • Organischer Traffic (GA4)
  • Klicks pro Seite (GSC)

Rankings:

  • Position für Target-Keywords
  • Featured Snippets gewonnen?

Engagement:

  • Verweildauer gestiegen?
  • Absprungrate gesunken?
  • Mehr interne Klicks?

Conversions:

  • Mehr Leads?
  • Mehr Verkäufe?
  • Mehr Newsletter-Anmeldungen?

Meine Erfahrung: Erste Verbesserungen sehen Sie nach 2-4 Wochen. Der volle Impact zeigt sich nach 3-6 Monaten.

Häufige Fehler beim Content Audit

Fehler 1: Zu viel auf einmal

Sie identifizieren 80 Artikel zum Update – und brennen nach 5 aus.

Lösung: Priorisieren Sie realistisch. 2-3 Updates pro Monat sind besser als 20 halbfertige.

Fehler 2: Nur auf Traffic schauen

Ein Artikel mit 10 Besuchern/Monat, die alle zu zahlenden Kunden werden, ist wertvoller als einer mit 1.000 Besuchern ohne Conversions.

Lösung: Bewerten Sie Business-Impact, nicht nur Traffic.

Fehler 3: Angst vor dem Löschen

“Aber vielleicht bringt der Artikel irgendwann Traffic!”

Lösung: Wenn ein Artikel in 2 Jahren null Traffic hatte, wird er es auch nicht in Zukunft. Mutig löschen!

Fehler 4: Datum ändern ohne echtes Update

Google ist nicht dumm. Nur das Datum zu ändern ohne substanzielle Updates bringt nichts.

Lösung: Wirklich aktualisieren – oder lassen Sie es.

Fehler 5: Audit machen, nichts umsetzen

Der klassischste Fehler: Stundenlang analysieren, dann passiert… nichts.

Lösung: Planen Sie konkrete Zeitblöcke für Umsetzung ein. 1 Update pro Woche als Minimum.

Meine persönliche Content Audit Routine

Großer Audit: 1x pro Jahr (November/Dezember, für Planung des neuen Jahres)

Mini-Audits: Quartalsweise

  • Top 20 Seiten checken
  • Neue Artikel der letzten 3 Monate bewerten
  • Quick Wins identifizieren

Kontinuierliches Monitoring:

  • GSC wöchentlich checken
  • Traffic-Drops sofort analysieren
  • Erfolgreiche Updates dokumentieren

Zeitaufwand gesamt: ~30 Stunden/Jahr für eine Website mit 100 Seiten.

Fazit: Content Audits sind Investment, keine Kosten

Mein erster Content Audit hat 20 Stunden gedauert. Das Resultat:

  • 35 Artikel aktualisiert
  • 12 Artikel gelöscht
  • 8 Artikel zusammengeführt
  • +67% organischer Traffic nach 6 Monaten

Das ist ein ROI, den kaum eine andere SEO-Maßnahme erreicht.

Meine Empfehlung: Starten Sie klein. Nehmen Sie Ihre Top 20 Seiten. Analysieren Sie diese gründlich. Optimieren Sie sie. Messen Sie den Erfolg. Dann weiter zum Rest.

Content Audits sind kein einmaliges Projekt – sie sind Teil einer nachhaltigen Content-Strategie. Ihre Website ist ein lebender Organismus, kein statisches Monument. Behandeln Sie sie entsprechend!

Viel Erfolg bei Ihrem ersten Content Audit! Und wenn Sie Fragen haben oder Ihre Ergebnisse teilen möchten – ich freue mich über Ihre Nachricht.

Verwandte Artikel